Jedes Jahr sterben in Österreich bis zu fünf Kinder durch Ertrinken. Die Zahl derer, die zwar gerettet, aber mit bleibenden Beeinträchtigungen leben müssen, ist noch wesentlich höher. Rasches und vor allem richtiges Handeln kann im Notfall Leben retten und die Gefahr von körperlichen und geistigen Folgeschäden deutlich verringern. Der Anästhesist und Notarzt Prim. Dr. Christian Dopler weiß, worauf es bei der Ersten Hilfe bei verunglückten Kleinkindern ankommt.
Wasser zieht kleine Kinder magisch an. Schon der Sturz in geringe Wassertiefen kann dabei lebensbedrohend sein. Sehr kleine Kinder beginnen beim Kontakt mit Wasser nicht zu schreien und auch nicht mit den Armen und Beinen zu rudern. In der Regel erstarren sie und gehen rasch und leise unter. Wird das Fehlen eines Kindes bemerkt, sollte deshalb unverzüglich mit der Suche im Bereich von Pools, Planschbecken, Teichen oder sonstigen offenen Gewässern begonnen werden. Wird ein Kind im Wasser treibend gefunden, ist allerhöchste Zeit geboten, um mit den lebensrettenden Sofortmaßnahmen zu beginnen.
So geht Erste Hilfe
Wird man Zeuge eines Badeunfalls, dann ist es wichtig, das Kind so schnell wie möglich aus dem Wasser zu retten, mit den Erste Hilfe Maßnahmen zu beginnen und umgehend den Notruf 144 zu wählen. Wichtig ist auch, dass man sich bei der Bergung nicht selbst in Gefahr bringt, weil damit weder dem Kind noch sich selbst geholfen ist. Nach erfolgter Bergung müssen Bewusstsein und Atmung kontrolliert werden. „Sprechen sie das Kind an und berühren sie es.
Wenn es nicht reagiert überstrecken sie den Kopf leicht und versuchen sie durch Hören, Sehen und Fühlen festzustellen, ob eine Atmung vorhanden ist. Bei Säuglingen darf der Kopf nur ein wenig nach hinten gebeugt werden“, erklärt Prim. Dr. Christian Dopler vom Salzkammergut Klinikum Vöcklabruck. Diese erste Kontrolle sollte nicht länger als ein paar Sekunden dauern. Wird eine Atmung festgestellt, ist das Kind bis zum Eintreffen der Einsatzkräfte zu beobachten. Ist keine Atmung vorhanden, muss unverzüglich mit den Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen werden.
Wiederbelebung
Die Reanimation ist eine Kombination aus Beatmung und Herzdruckmassage. Bei Säuglingen und Babys erfolgt die Sauerstoffgabe durch eine Mund-zu-Nase-Beatmung, bei Kindern ab einem Jahr durch eine Mund-zu-Mund-Beatmung. Legen sie das Kind am besten auf eine harte Unterlage. Bei Kleinkindern sollte der Kopf leicht nach hinten gestreckt, bei Babys nur ein wenig nach hinten gebeugt werden.
„Beatmen sie 5x in Folge, danach drücken sie 15x auf die untere Hälfte des Brustbeins. Bei Babys genügt dabei der Druck mit zwei Fingern, bei Kindern ab einem Jahr sollten dafür beide Hände verwendet werden. Anschließend an die erste Atemgabe und Herzdruckmassage erfolgt die weitere Reanimation in einem Rhythmus von 2x Beatmung und 15x Herzdruckmassage. Atmen sie jeweils ca. 1 Sekunde lang gleichmäßig in den Mund (oder bei Säuglingen in die Nase), sodass sich der Brustkorb sichtbar hebt. Die Kompressionen der Brust sollten sowohl bei Babys als auch bei Kleinkindern gleichmäßig mit einer Frequenz von 100 bis 120 Druckmassagen pro Minute erfolgen. Die Wiederbelebungsmaßnahmen müssen so lange durchgeführt werden, bis das Kind Lebenszeichen von sich gibt oder bis professionelle Hilfe eingetroffen ist. In den ersten Minuten nach einem Atem-Kreislauf-Stillstand kann das Kind eine Schnappatmung zeigen. Wenn sie Zweifel daran haben, ob die Atmung normal ist, zögern sie nicht mit den Wiederbelebungsmaßnahmen. Wenn der Atemweg verlegt ist, nicht freigemacht werden kann und deshalb eine Sauerstoffgabe nicht möglich ist, führen sie nur die Herzdruckmassage durch“, so der Notarzt Christian Dopler.
Erste Hilfe im Notfall im Überblick
- Das Kind ohne Eigengefährdung aus dem Wasser bergen
- Bewusstsein und Atmung kontrollieren, umstehende Personen um Hilfe bitten
- Kopf leicht nach hinten beugen, Kind nach Möglichkeit auf harten Untergrund legen
- 5x beatmen (jeweils ca. 1 Sekunde)
- 15x Herzdruckmassagen, nach Kompression Druck vollständig vom Brustkorb nehmen, dann
- 2x beatmen
- 15x Herzdruckmassage
- nach den ersten Atemspenden den Notruf 144 wählen, beim Telefon nach Möglichkeit die Lautsprecherfunktion einschalten, um Anweisungen direkt durchführen zu können
- Wiederbelebung im 2 zu 15 Rhythmus weiterführen bis Lebenszeichen oder Eintreffen professioneller Hilfe
Die beste Erste Hilfe ist die Prävention
Nur vorbeugende Maßnahmen können Kinder vor Unfällen mit Wasser schützen. Man darf nie ihre Neugier, den Bewegungsradius und das fehlende Risikobewusstsein unterschätzen. Kinder müssen in der Nähe von Wasser, egal ob Badesee oder Planschbecken, permanent beaufsichtigt werden - lassen sie sich dabei nicht ablenken! Besonders Kleinkinder gehen rasch unter und ertrinken still, ohne auf sich durch schreien oder strampeln aufmerksam zu machen. Auch nur ein kurzer Gang zur Toilette kann in einer Katastrophe enden.
Offene Wasserflächen müssen im privaten Bereich gut gesichert sein, auch eine Regen-wassertonne kann zu einer tödlichen Gefahr werden. Der Zugang zu Nachbargrundstücken sollte versperrt sein.
Auch bei der Verwendung von anerkannten Schwimmhilfen darf das Kind nicht unbeobachtet bleiben. Aufblasbares Wasserspielzeug bietet keinen Schutz vor Ertrinken. Kinder sollten so früh wie möglich Schwimmunterricht bekommen.
Sollten Sie Ihr Kind aus den Augen verloren haben, suchen Sie zuerst im Bereich von Wasserflächen nach ihm (dazu gehören im Garten auch Wassertonnen)!
TIPP: absolvieren Sie einen Erste Hilfe Kurs (z. B. beim Roten Kreuz)
Bildtexte:
Bildtext 1: Prim. Dr. Christian Dopler ist Anästhesist und Notarzt (Bildquelle: OÖG, honorarfrei)
Bildtext 2: Sujetfoto, Kinder niemals unbeaufsichtigt lassen (Bildquelle: Tatyana Soares/shutterstock.com, honorarfrei)
Kurzfassung
Jährlich ertrinken in Österreich bis zu fünf Kinder. Die Zahl derer, die zwar gerettet, aber mit bleibenden Beeinträchtigungen leben müssen, ist noch wesentlich höher. Grundsätzlich gilt, dass vorbeugende Maßnahmen den besten Schutz vor lebensbedrohlichen Unfällen bieten. Sollte ein Kind dennoch in einem unbeobachteten Moment in ein offenes Gewässer gestürzt sein, muss unverzüglich mit Erste Hilfe Maßnahmen begonnen werden:
- Das Kind ohne Eigengefährdung aus dem Wasser bergen
- Das Bewusstsein durch Ansprechen und Berühren kontrollieren
- Atmung durch Fühlen, Hören und Sehen kontrollieren
- wenn keine Atmung - Kopf leicht nach hinten beugen, Kind nach Möglichkeit auf harten Untergrund legen
- 5x für jeweils ca. 1 Sekunde beatmen (bei Babys Mund-zu-Nase)
- 15x Herzdruckmassagen durch Druck auf die untere Hälfte des Brustbeins, nach Kompression Druck vollständig vom Brustkorb nehmen, Druckfrequenz ca. 100 – 120 pro Minute, dann
- 2x beatmen
- 15x Herzdruckmassage
- nach den ersten Atemspenden den Notruf 144 wählen, beim Telefon nach Möglichkeit die Lautsprecherfunktion einschalten, um Anweisungen direkt durchführen zu können
- Wiederbelebung im 2 zu 15 Rhythmus weiterführen bis Lebenszeichen oder Eintreffen professioneller Hilfe
Den besten Schutz vor dem Ertrinken bietet die Prävention. Aufsichtspersonen dürfen Kinder nie aus den Augen verlieren. Auch nicht für einen kurzen Moment. Offene Wasserflächen müssen gut gesichert sein, unterschätzen sie nicht den Bewegungsradius und denken sie an die Gefahr durch Wassertonnen auch auf Nachbargrundstücken. Bei der Verwendung von anerkannten Schwimmhilfen unbedingt bei den Kindern bleiben, aufblasbares Wasserspielzeug bietet keine Sicherheit. Kinder sollten möglichst früh Schwimmunterricht erhalten.
Rückfragen bitte an:
Wolfgang Baihuber
PR & Kommunikation, SK Bad Ischl. Gmunden. Vöcklabruck
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