KIRCHDORF. Sommer, Sonne, Badespaß! Egal ob Freibad, Badesee oder eigener Pool – die Gefahren im Wasser sollten nicht unterschätzt werden! Rund 40 Menschen sterben in Österreich jährlich durch Ertrinken. Bei Kleinkindern ist Ertrinken die häufigste Todesursache. Prim. Dr. Harald Stöcher und Prim. Dr. Gerhard Pöppl aus dem Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Kirchdorf klären über die Gefahren im Wasser auf und geben Tipps für das richtige Verhalten im Notfall.
Jeder dritte Österreicher kann nicht gut beziehungsweise nicht schwimmen. Dennoch lockt der Sprung ins kühle Nass jedes Jahr aufs Neue. Vor allem Kinder sind von Wasser scheinbar magisch angezogen – unabhängig von ihren Schwimmkenntnissen. „Kinder können jedoch die Gefahren und die Wassertiefe noch nicht richtig einschätzen. Umso wichtiger ist es, dass Kinder schwimmen lernen und am Wasser immer von einer erwachsenen Person beaufsichtigt werden“, weiß Prim. Dr. Gerhard Pöppl, Leiter der Kinder-und Jugendheilkunde im Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Kirchdorf.
Kinder ertrinken lautlos
„Kinder verlieren nach einem Sturz ins Wasser oft die Orientierung und erleiden eine Schockreaktion – hier reicht auch schon eine geringe Wassertiefe. Stimmritze und Rachen schließen sich und die Atmung wird blockiert. Das führt dazu, dass Kinder bewegungslos und starr werden und daher lautlos und schnell untergehen. Sie ertrinken ohne einen Tropfen Wasser in der Lunge“, erklärt Prim. Dr. Harald Stöcher, Leiter der Unfallchirurgie am Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Kirchdorf. Kleinkinder bis zu fünf Jahren sind besonders gefährdet, weil sie im Vergleich zu ihrer Körpergröße einen überproportional großen Kopf haben. Stürzen sie oder verlieren sie das Gleichgewicht, fallen sie daher häufig mit dem Kopf voran ins Wasser. Darüber hinaus sind Kinder oftmals noch nicht in der Lage Mund und Nase über Wasser zu halten. Sie können somit nicht mit den Händen wild herumplantschen oder schreien.
Planschen nur unter Aufsicht und mit Schwimmweste
Ein kurzer, unachtsamer Moment kann am Wasser weitreichende Folgen haben – auch bei geringen Wassertiefen, wie zum Beispiel in Gartenbiotopen und bei bereits vorhandenem Schwimmkönnen. „Fallen Kleinkinder mit dem Kopf in nur wenige Zentimeter tiefes Wasser, kann es auch hier bereits zu einem gefährlichen Schockzustand kommen. Nichtschwimmer und Nichtschwimmerinnen sowie Kinder unter zehn Jahren sollten grundsätzlich nur beaufsichtigt ins Wasser gehen oder am Wasser spielen. Ältere Kinder sollten mindestens zu zweit oder noch besser in der Gruppe bleiben“, so Prim. Dr. Gerhard Pöppl. Zudem empfehlen Fachleute das Tragen einer zertifizierten Schwimmweste. Spielzeug wie Schwimmreifen, -tiere, -nudeln und Luftmatratzen schützen nicht vor dem Ertrinken – das Gegenteil ist der Fall. „Die bunten, lustigen Schwimmtiere, die im Wasser treiben, können vor allem kleine Kinder ins Wasser locken. Sie können sich jedoch an den großen Schwimmtieren oft nicht festhalten und geraten so in lebensbedrohliche Situationen“, weiß Prim. Dr. Gerhard Pöppl. Sein Appell: „Schwimmtiere daher nicht alleine im Wasser treiben und Kinder nie aus den Augen lassen!“
Private Pools kindersicher machen
Mit einigen technischen Vorkehrungen können viele Unfälle schon im Vorfeld verhindert werden. Eine stabile und sichere Begrenzung rund um den Pool schützt den eigenen Nachwuchs genauso wie fremde Kinder, die in den Garten gelangen könnten. Gleiches gilt für Gartenteiche, Biotope, Regentonnen und Planschbecken. Der Beckenrand soll immer rutschsicher sein und der Pool, wenn er nicht in Betrieb ist, zur Gänze verschlossen werden, am besten mit einer Abdeckung, die einer Belastung von 100 Kilogramm standhält. Ist das nicht möglich, sollten PoolbesitzerInnen wenigstens die Leiter entfernen oder den Einstieg blockieren. Zusätzlichen Schutz bieten akustische Warnanlagen, die einen Alarm auslösen, sobald sich jemand dem Pool nähert oder außerhalb der Nutzungszeiten ins Wasser fällt.
Erste Hilfe: Im Notfall zählt jede Minute
Wird man trotz alledem Zeuge eines Badeunfalls, empfiehlt Primar Stöcher, möglichst ruhig, aber rasch zu handeln: „Wählen Sie umgehend den Notruf unter der Nummer 144. Sind Personen in Ihrer Nähe, dann machen Sie auf sich aufmerksam – schreien Sie um Hilfe! Ziehen Sie die verunglückte Person so schnell wie möglich aus dem Wasser – achten Sie jedoch auf jeden Fall darauf, durch die Rettung nicht selbst in Gefahr zu kommen. Nach einer Kontrolle des Bewusstseins und der Atmung, beginnen Sie wenn nötig sofort mit den Erste Hilfe Maßnahmen. Atmet der oder die Verunfallte, legen Sie ihn oder sie in die stabile Seitenlage und beobachten Sie den Zustand bis zum Eintreffen der Rettungskräfte.“
Bildtexte:
Bildtext 1: Pro Jahr ertrinken in Österreich rund 35 Menschen. Die Experten des Pyhrn-Eisenwurzen-Klinikums Kirchdorf geben Tipps für einen sicheren Badespaß und für den Notfall.
Bildtext 2: Prim. Dr. Gerhard Pöppl, Leiter der Kinder-und Jugendheilkunde im Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Kirchdorf
Bildtext 3: Prim. Dr. Harald Stöcher, Leiter der Unfallchirurgie am Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Kirchdorf
Fotocredit: OÖG, honorarfrei
Kurzfassung:
Jeder dritte Österreicher kann nicht gut beziehungsweise nicht schwimmen. Dennoch lockt der Sprung ins kühle Nass jedes Jahr aufs Neue. Die Gefahren sollten jedoch nicht unterschätzt werden - rund 35 Menschen sterben in Österreich jährlich durch Ertrinken. Bei Kleinkindern ist Ertrinken die häufigste Todesursache. Sie verlieren nach einem Sturz ins Wasser oft die Orientierung und erleiden eine Schockreaktion. Stimmritze und Rachen schließen sich und die Atmung wird blockiert. Das führt dazu, dass Kinder oft bewegungslos und starr werden und daher lautlos und schnell versinken. Sie ertrinken ohne einen Tropfen Wasser in der Lunge.
Kleinkinder bis zu fünf Jahren sind besonders gefährdet, weil sie im Vergleich zu ihrer Körpergröße einen überproportional großen Kopf haben. Stürzen sie oder verlieren sie das Gleichgewicht, fallen sie daher häufig mit dem Kopf voran ins Wasser- hier reicht auch schon eine sehr geringe Wassertiefe von bspw. nur 10 Zentimetern.
Erste-Hilfe bei Ertrinken:
- Rettung verständigen - 144
- Person aus dem Wasser ziehen – dabei auch immer auf die eigene Sicherheit achten
- Kontrolle von Atmung und Bewusstsein
- Atmung festgestellt – stabile Seitenlage + Beobachtung bis Rettungskräfte eintreffen
- keine Atmung – weiter mit Erste-Hilfe
- Wiederbelebung bis zum Eintreffen der Rettung
- bei Kindern: 5x Beatmen, danach 30 x Herzdruckmassage und 2 Beatmungen abwechseln
- bei Erwachsenen: abwechselnd 30 x Herzdruckmassage und 2 Beatmungen
- Anweisungen der Rettung folgen
Rückfragen bitte an:
Anna Leithinger, BA
PR & Kommunikation
Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Kirchdorf Steyr
Tel.: 05 055467-22250
E-Mail: anna.leithinger@ooeg.at