KIRCHDORF. Mit der neuen Palliativeinheit auf Station 6B im Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum wurde ein besonderer Meilenstein gesetzt. Vier Betten stehen dort für Menschen zur Verfügung, die an schweren, unheilbaren Erkrankungen leiden. Menschen, die nicht nur medizinische Hilfe, sondern vor allem menschliche Zuwendung, Verständnis und Begleitung brauchen.
Palliative Care – mehr als ein Ort - eine Haltung
Palliative Care bedeutet, schwer und unheilbar erkrankte Menschen sowie ihre Angehörigen ganzheitlich zu begleiten – medizinisch, pflegerisch, psychologisch und menschlich. Dabei geht es nicht ausschließlich um die letzte Lebensphase. Im Gegenteil: Eine frühzeitige Einbindung – idealerweise bereits ab der Diagnose einer lebensbedrohlichen Erkrankung – kann den gesamten Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Ein zentrales Anliegen der Palliativarbeit ist es, gemeinsam mit der Patientin oder dem Patienten zu überlegen, welche Behandlungen und Maßnahmen wirklich sinnvoll und gewünscht sind. Dabei steht nicht die maximale medizinische Machbarkeit im Vordergrund, sondern das, was dem Menschen gut tut.
Wichtig in diesem Zusammenhang ist die Abgrenzung zur Hospizarbeit: Während die Palliativeinheit im Krankenhaus vor allem auf die Stabilisierung und Linderung akuter Beschwerden abzielt – mit dem Ziel, die Patientin oder den Patienten möglichst bald wieder nach Hause zu entlassen – richtet sich die Hospizbetreuung an Menschen, bei denen keine Rückkehr mehr möglich ist. Hospize bieten einen geschützten Ort für die letzte Lebensphase, wenn eine Versorgung zu Hause oder im Pflegeheim nicht mehr realisierbar ist. Dort steht die Begleitung bis zum Lebensende im Vordergrund – in einer Atmosphäre der Ruhe, Würde und Geborgenheit.
Ein starkes Team für eine sensible Aufgabe
Die neue Palliativeinheit in Kirchdorf ist Teil der Abteilung der Inneren Medizin, die unter der Leitung von Prim. Dr. Thomas Mark steht. Sie wird getragen von einem multiprofessionellen Team, das mit großem Engagement und Einfühlungsvermögen arbeitet: Pflegekräfte mit spezieller Palliativausbildung, Ärztinnen und Ärzte, PsychologInnen, TherapeutInnen, SeelsorgerInnen und SozialarbeiterInnen arbeiten hier Hand in Hand.
Zwei langjährige Mitarbeiterinnen und Persönlichkeiten geben im Interview einen Einblick in ihre wertvolle Arbeit:
Im Gespräch mit OÄ Dr.in Caroline Gärtner und DGKPin Birgit Hinterreiter.
Frau Dr. Gärtner, was ist das Besondere an der Palliativarbeit
OÄ Dr.in Caroline Gärtner: Es ist die Nähe zum Menschen. Wir begleiten nicht nur medizinisch, sondern auch emotional. Es geht darum, Leiden zu lindern, Ängste zu nehmen und gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten Entscheidungen zu treffen, die ihrem Leben und ihren Werten entsprechen.
Im Mittelpunkt der Palliativversorgung steht nicht die Krankheit, sondern der Mensch mit seiner Geschichte, seinen Bedürfnissen und seinem Wunsch nach
Lebensqualität.
Frau Hinterreiter, Sie sind seit vielen Jahren im Haus tätig. Was hat Sie zur Palliativpflege geführt?
DGKPin Birgit Hinterreiter: Ich habe oft erlebt, wie wichtig es ist, Menschen in schwierigen Situationen nicht allein zu lassen. In der Palliativeinheit haben wir die Möglichkeit, individuell auf Bedürfnisse mit Zeit, Ruhe und Respekt eizugehen. Es ist eine durchaus herausfordernde, aber sehr erfüllende Aufgabe.
Für wen ist die Palliativeinheit gedacht?
OÄ Dr.in Caroline Gärtner: Für Menschen mit fortgeschrittenen, unheilbaren Erkrankungen, die unter sehr belastenden Symptomen wie etwa Schmerzen, Atemnot oder Angst leiden. Das betrifft neben Krebserkrankungen, zum Beispiel auch Neurologische Erkrankungen, aber auch schwere Herz-, Lungen- oder Lebererkrankungen.
Wie kommen Patientinnen und Patienten auf die Palliativstation?
DGKPin Birgit Hinterreiter: Eine Aufnahme erfolgt geplant und nach telefonischer Anmeldung durch Hausärztinnen und Hausärzte, das Mobile Palliativteam oder Angehörige. Wichtig ist immer die Zustimmung der Patientin oder des Patienten und das Wissen über die bestehende Krankheit und die palliative Situation. Auch stationäre Patientinnen und Patienten im Klinikum können bei Bedarf übernommen werden.
Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein?
OÄ Dr.in Caroline Gärtner: Es braucht zunächst eine klare Diagnose einer unheilbaren, fortschreitenden Erkrankung, eine entsprechende Symptomlast und die Bereitschaft, sich auf eine palliative Betreuung einzulassen. Ziel ist es, die Lebensqualität zu verbessern und nicht, das Leben künstlich zu verlängern oder zu verkürzen.
Wie lange darf man bleiben?
DGKPin Birgit Hinterreiter: So lange, wie es notwendig ist, um eine gute Symptomkontrolle zu erreichen. In manchen Fällen unterstützen wir auch bei der Organisation der weiteren Versorgung wie z.B. in einem Hospiz oder Pflegeheim, wenn eine Rückkehr nach Hause nicht mehr möglich ist.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
OÄ Dr.in Caroline Gärtner: Dass Palliative Care noch mehr als das gesehen wird, was sie ist: Eine lebensbejahende, menschenwürdige Form der Medizin. Vielleicht gelingt es uns mit dieser klaren und offenen Kommunikation die Hemmschwelle vieler Menschen abzubauen. Wir möchten Betroffenen und Angehörigen einen möglichen Weg aufzeigen, eine würdevolle und menschliche Begleitung in Anspruch zu nehmen.
DGKPin Birgit Hinterreiter: Gerne wollen wir in Zukunft vielen Menschen mit unserer Arbeit helfen und das mit viel Herz, Kompetenz und großem Einfühlungsvermögen für die Situation.
Die neue Palliativeinheit am Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Kirchdorf ist ein zusätzliches Angebot für die Menschen der Region, der als Ort der Ruhe und Würde allen offensteht, die unter einer schweren Erkrankung leiden und Unterstützung brauchen. Mehr Infos hier: https://www.ooeg.at/pek/ki/fachbereiche/innere-medizin/palliativeinheit
Bildtext:
Bildtext: von links: OÄ Caroline Gärtner, DGKPin Birgit Hinterreiter und Prim. Dr. Thomas Mark.
Fotocredit: OÖG, honorarfrei
Kurzfassung:
Im Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Kirchdorf wurde eine neue Palliativeinheit eröffnet. Vier Betten stehen für Menschen mit schweren, unheilbaren Erkrankungen bereit, die neben medizinischer Versorgung vor allem menschliche Begleitung benötigen. Palliative Care bedeutet eine ganzheitliche Betreuung – medizinisch, pflegerisch, psychologisch und seelsorglich – mit dem Ziel, Lebensqualität zu erhalten und Leiden zu lindern. Die Einheit wird von einem multiprofessionellen Team getragen und richtet sich an PatientInnen mit hoher Symptomlast wie Schmerzen oder Atemnot. Ziel ist eine Stabilisierung und die Rückkehr nach Hause, nicht die Verlängerung oder Verkürzung des Lebens.
Rückfragen bitte an:
Martin Kleindl
PR & Kommunikation, Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Steyr Kirchdorf
Tel.: 05 055467-22250
Mobil.: 0664/5168433
E-Mail: martin.kleindl@ooeg.at
von links: OÄ Caroline Gärtner, DGKPin Birgit Hinterreiter und Prim. Dr. Thomas Mark.